Meningokokken werden über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Schwere Verlaufsformen und auch Todesfälle sind möglich. Eine starke Verbreitung erfolgt jährlich in den Trockenzeiten im so genannten Meningitisgürtel: Länder der Sahelzone; besonders die Regionen zwischen Sahara und Äquator (Karten siehe Links). In Zeiten von Meninigitisepidemien, die etwa alle 5-10 Jahre auftreten, kommen in Ländern des Meningitisgürtels pro Jahr 400-1.000 Erkrankungen auf 100.000 Einwohner (Hart 1997). Etwa 10% der Einwohner endemischer Regionen sind asymptomatische Carrier von N. meningitides. (Yazdankhah 2004)
Das Infektionsrisiko für Fernreisende ist generell nicht höher als das Risiko in Europa. Die Gesamtinzidenz für Meningokokken-Infektionen wird auf 0.4 Erkrankungen pro 100.000 Reisende und Monat veranschlagt. Bei Afrikareisenden, insbesondere während Epidemieereignissen, könnte ein höheres Risiko bestehen. Reisende sind dort gefährdet, wenn sie engen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung (insbesondere mit Kindern) haben oder einer Tätigkeit im sozialen und medizinischen Bereich nachgehen. 98% der Erkrankungen treten jedoch sporadisch auf, d.h. ohne erinnerlichen Risikokontakt.
Die Letalität der behandelten Meningokokken-Meningitis liegt bei 10-15%. Kleinkinder, Immungeschwächte und Ältere haben ein erhöhtes Risiko. (Sharin 2006)
Impfungen
Gruppen A, C, W135, Y
Aktiv, Totimpfstoff
Polysaccharidimpfstoff: Bakterienbestandteile an Zuckermoleküle gebunden
Mencevax ®
Konjugatimpfstoff: Bakterienbestandteile an Eiweißmoleküle gebunden
Menveo ®, zugelassen ab 11 Jahre, seit 2010, Phase III Studie 2008 mit ~ 2.000 Teilnehmern
Nimenrix®, zugelassen ab einem Alter von 12 Monaten, seit April 2012.
Gruppe C
Aktiv, Totimpfstoff
Konjugatimpfstoff: Bakterienbestandteile an Eiweißmoleküle gebunden
Eine Risiko-Nutzen-Abwägung für Aufenthalte in Regionen mit durchschnittlicher Endemizität ist aufgrund der Datenlage nicht möglich: kaum verfügbare Daten über bedrohliche Nebenwirkungen innerhalb einer hinreichend großen Stichprobe Geimpfter.
Sofern keine Epidemien vorliegen oder enge Personenkontakte in Regionen mit gehäuftem Carriervorkommen bestehen, muss bei Fernreisen nicht mit höheren Risiken gerechnet werden als in Deutschland.
Im Falle von Epidemien dürfte das bestehende Risiko für Erkrankungen (etwa 400 auf 100.000) und Tod (mehr als 40 auf 100.000) das Risiko lebensbedrohlicher Nebenwirkungen deutlich überwiegen.
Sinnvoll ist die Impfung für
Entwicklungshelfer in Regionen mit Krankheitsausbrüchen
Personen mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten (Hypogammaglobulinämie, Komplementdefekt), chronische Niereninsuffizienz und nach Milzentfernung (Aspleniker).
Internataufenthalte in Gebieten Europas und Nordamerikas mit starker Verbreitung der Gruppe C
Kleinkinder, auch in Europa
Grundimmunisierung: Einmaldosis (0,5 ml), kann jedoch abhängig von Impfstoff und Lebensalter variieren. Siehe jeweilige Fachinfo.
Impfschutz: 10 Tage nach der Impfung, zwei bis drei Jahre
Unerwünsche Wirkungen Zu Nebenwirkungen finden sich kaum statistischen Angaben. Im Falle von Mencevax(®) wird in der Fachinformation lediglich eine Studie an nur 177 Erwachsenen in Ghana zitiert; bei einer so kleinen Stichprobe ist ohnehin nicht mit dem Auftreten von schwerwiegenden Nebenwirkungen zu rechnen. Im Rahmen einer größeren Studie mit 2.180 Probanden fanden sich ebenfalls keine bedrohlichen Nebenwirkungen. Ob seltene Nebenwirkungen seltener sind als seltene Krankheitsereignisse ist unklar.
Häufigkeit nicht bedrohlicher („mild to severe“) Nebenwirkungen:
Sehr häufig (>1/10): Lokale Beschwerden, Kopfschmerz, grippeähnliche Symptome. Heftigere Lokalreaktionen können u.a. bei fälschlicherweise nicht tief genug vorgenommener Injektion vorkommen. Die Injektion muss tief subkutan verabreicht werden.
Häufig (> 1/100): Schläfrigkeit, gastrointestinale Beschwerden, Appetitlosigkeit
Alter: Bei Kindern unter 2 Jahren ist der Impferfolg eingeschränkt, es steht ein Meningokokken Serotyp C-Konjugatimpfstoff zur Verfügung, bei Kindern im Alter zwischen 2 und 12 Monaten sind zwei Impfungen erforderlich. Frühestens ab einem Alter von 12 Monaten kann ein konjugierter Impfstoff gegen die Serotypen ACWY (Nimenrix®) gegeben werden.
Gossger N, Snape MD, Yu LM, et al. Immunogenicity and tolerability of recombinant serogroup B meningococcal vaccine administered with or without routine infanct vaccinations according to different immunization schedules: a randomized controlled trial. JAMA 2012; 307: 573-82.
Hart CA, Cuevas LE. Meningococcal disease in Africa. Ann Trop Med Parasitol 1997, 91:777-85
Yazdankhah, et al. Neisseria meningitidis: an overview of the carriage stage. J Med Micro biol 2004; 53: 821-32
Sharin A et al. Population-based analysis of me ningococcal disease mortality in the United States: 1990-2002. Pediatr Infect Dis J 2006; 25: 191-4.I
Jackson LA, et al. Phase III comparison of an investigational quadrivalent meningococcal conjugate vaccine with the licensed meningococcal ACWY conjugate vaccine in adolescents. Clin Infect Dis 2009, 49: e1-10.