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Onchozerkose, Flussblindheit
Erreger:
Onchocerca volvulus (Helminthen, Nematoda, Filariida)
Verbreitung:
Mittel- und Südamerika, tropisches Afrika, Saudi-Arabien, Jemen
Infektionsweg:
Übertragung erfolgt über Kriebelmücken (Simulien). Vor allem der Mensch, seltener andere Primaten, dient als Reservoir. Die von den weiblichen Simulien übertragenen infektiösen Larven reifen während ihrer monatelangen Wanderung durch den menschlichen Organismus. Die adulten Würmer siedeln sich bevorzugt im subkutanen Gewebe an, der Herd wird bindegewebig abgekapselt und es entsteht ein sogenanntes Onchozerkom. Dort setzt das befruchtete Weibchen Mikrofilarien frei, diese sind insbesondere in den kleinen Lymphgefäßen und im Bindegewebe der Haut zu finden.
Inkubationszeit:
ca. 1 Jahr bis zum Nachweis der Mikrofilarien
Symptomatik:
Die Krankheitssymptomatik wird hauptsächlich durch die Mikrofilarien hervorgerufen. Das Manifestationsspektrum der Erkrankung ist groß und neben dem Ausmaß des Filarienbefalls insbesondere abhängig von der genetisch determinierten immunologischen Reaktion des Wirtes. Die wurmhaltigen Onchozerkome befinden sich meist subkutan. Die schmerzlosen Knoten sind vorallem am Kopf, am Beckenkamm oder thorakal leicht tastbar. Absterbende oder tote Mikrofilarien führen zu Granulom- oder Mikroabszessbildungen und zu Vaskulitis. Initial beklagen die Betroffenen juckende Dermatitiden (Exantheme, papuläre oder urtikarielle Veränderungen). Bei längerem Verlauf kommt es zu einem Elastiuzitätsverlust der Haut, zu Pachydermien (Elefantenhaut), Hautatrophie und Pigmentstörungen. Ebenfalls kann eine schmerzlose Vergrößerung der Lymphknoten (sklerosierende Lymphadenitis) beobachtet werden. Häufig tritt dies in der Leistenregion auf. Schwerwiegend ist insbesondere die Manifestation der Erkrankung am Auge. Dort kann es zu Hornhauttrübungen und über eine sklerosierende Keratitis zur Erblindung kommen. Seltener kommt es zu einer Chorioretinitis oder Optikusneuritis. Häufig sind beide Augen betroffen. Die adulten Würmer können über viele Jahre hinweg Mikrofilarien freisetzen.
Diagnostik:
Nachweis der Mikrofilarien in Hautbiopsien, bei der Augenuntersuchung oder in entnommenen Hautknoten. Nachweis der adulten Würmer ebenfalls in entnommenen Hautknoten. Serologische Nachweismethoden haben geringe Spezifität. Vorliegen einer Eosinophilie.
Differentialdiagnose:
Die Onchozerkome müssen von gut- oder bösartigen Tumoren abgegrenzt werden.
Therapie:
Ivermectin, Diethylcarbamazin. Bei kopfnahen Onchozerkomen ist häufig chirurgische Entfernung notwendig.
Prophylaxe, Immunität:
Schutz vor Simulienstichen (Kleidung, Repellents).
Gesetzliche Regelungen:
Es besteht keine Meldepflicht nach IfSG.
RMZ, 14.11.2022